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Erziehung 1/3 - Immer für den anderen da (Verwöhnung und Verausgabung)

Verausgabung und Verwöhnung ist keine Christliche Pflicht und hat nichts mit Nächstenliebe zu tun. Ein kurzer Input. Teil 1/3 zum Thema Verwöhnung und Erziehung

Verwöhnung, Verausgabung und Erziehung - Immer für den anderen da

Verwöhnung und Verausgabung

Bibel Matt. 22, 34-40; Die Frage nach dem höchsten Gebot


Als aber die Pharisäer hörten, dass er den Sadduzäern das Maul gestopft hatte, versammelten sie sich. Und einer von ihnen, ein Lehrer des Gesetzes, versuchte ihn und fragte: Meister, welches ist das höchste Gebot im Gesetz? Jesus aber sprach zu ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt« (5. Mose 6,5). Dies ist das höchste und erste Gebot. Das andere aber ist dem gleich: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3. Mose 19,18). In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.


Was mein Jesus damit? In einer anderen Übersetzung lesen wir: ...deinen Gott, lieben von ganzer Seele, mit dem ganzen Denken und von ganzer Kraft. Vielleicht...:


  • Mich als Gottes Geliebte/n sehen und diese Liebe erwidern indem ich ihm jederzeit ganz vertraue, mit ihm rede, auch über ganz Alltägliches

  • Über seine Liebe nachdenken und dafür dankbar sein

  • Sein Wort und Gebote halten, meine Berufung leben

Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn. (Kol. 3,17)


Weil wir diesen Teil, Gott zu lieben und uns von ihm lieben zu lassen, leicht vergessen, gerät der zweite Teil über Nächstenliebe aus der Balance und wird oft falsch verstanden. Den Nächsten lieben, wie sich selbst. Und uns selbst sollen wir von Gott lieben lassen, sowie Gott zurück lieben. So gesehen ist Nächstenliebe, die verlängerte Gottesliebe zu uns. Haben wir keine Gottesliebe, die uns nährt, sind wir bei der Nächstenliebe ziemlich schnell in der Verausgabung. Wie sieht diese Verausgabung aus?


  • Für den anderen «ganz da» sein wollen, sich hinten ansetzen

  • Ihm immerzu anpassen und dienen wollen

  • Sich selbst nicht wichtig nehmen und für den anderen aufopfern

Diese falsche «Christliche Pflicht» durch Über-Verantwortung und Über-Sorge für den Nächsten (besonders bei Kinder) wird oft als Demut missverstanden. In Wahrheit ist das keine Liebe, sondern Verwöhnung. In Wirklichkeit wird der andere entmündigt (man weiss besser für ihn, was ihm gut tut) und der Versorger tritt an Gottes Platz (der Nächste wird mit Versorgung zugeschüttet, so dass kein Raum für Gottesbeziehung mehr da wäre). Das ist nicht die Würde, die Gott jedem einzelnen zugesteht.


Wer ganz für den anderen da sein will, ist nie bei sich oder bei Gott. Man kann sich so niemandem «verschenken», denn man kann nur schenken was man hat. Wer sich selber wichtiger nimmt als den anderen, ist nicht in der Gleichwertigkeit, dass ist uns allen klar. Aber wer den anderen wichtiger nimmt als sich selbst, ist ebenso wenig in der Gleichwertigkeit! Dem Nächsten werden so die Möglichkeit genommen zu wachsen und zu reifen, sich selbst mit Schwierigkeiten auseinander zu setzen, Lösungen zu finden, eigene Stärken und Grenzen erleben und Stress-Resilienz zu entwickeln.


Auch in Gemeinden wird dies fälschlicherweise so gelebt, dass wir unseres Bruder Hüter sein sollen und ihm seine Lasten tragen sollen. Es ist wirklich sehr selten der Fall, dass ein anderer gar nicht mehr fähig wäre einen eigenen Beitrag zu seinem Leben zu leisten. Am besten helfen wir dem Nächsten, wenn wir ihn ermutigen, ihm seine Stärken aufzeigen und ausrüsten seine Lasten selbst tragen zu können. Wir dürfen unterstützen, aber so, dass der andere selbst eine Gottesbeziehung pflegen kann. Das wäre womöglich eher die Ehre, die Gott sich für uns wünscht.


Den Nächsten zu lieben bedeutet also womöglich eher: Weil Gott mich so liebt und ich seine Liebe zurückgeben will…

  • respektiere und achte ich den anderen, wie ich mich selbst respektier und achte

  • behandle ich andere so, wie ich selbst behandelt werden möchte und gehe freundlich mit ihnen um

  • traue ich dem anderen die Verantwortung für sein eigenes Leben zu, wie ich sie selber tragen muss

Nur wenn wir Gott lieben von ganzer Seele, mit dem ganzen Denken und von ganzer Kraft, können wir den Nächsten in Gleichwertigkeit lieben.


Alles, was ihr tut, das tut von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen. Kol. 3,23

Weiter geht es mit Teil 2: Erziehung 2 - Verwöhnung ist schädlich


Literatur: Ausschnitt aus dem ICL Grundlagenseminar Erfolgreich leben ohne auszubrennen, Johanna Siegrist, 3. Auflage 2016, (Schlumpf, Elisabeth und Werder, Heidi, Immer für andere da? München: Kösel Verlag, 2000










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